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Ergotherapie in der Stillberatung: Wie ergotherapeutische Ansätze Stillenden und ihren Kindern helfen, betätigungsorientierte Ziele zu erreichen

 

 

Stillen ist eine zentrale Betätigung im Leben von Mutter und Kind, ganz am Anfang der Elternschaft. Es stellt eine sogenannte Co-Occupation dar – eine gemeinsame Aktivität, die motorische, sensorische, emotionale und soziale Dimensionen umfasst. Ergotherapeut:innen können Stillende darin unterstützen, individuelle Ziele zu erreichen, Barrieren zu überwinden und Teilhabe auch bei Krankheit und/oder Behinderung zu ermöglichen. Der Artikel beschreibt Grundlagen ergotherapeutischer Arbeit, zeigt den besonderen Bedarf bei Stillenden mit chronischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose (MS), Schlaganfall, Depressionen, Karpaltunnelsyndrom oder ME/CFS beispielhaft, und beleuchtet die Rolle der Ergotherapie in der kindlichen Entwicklung, insbesondere bei Regulationsstörungen, sensorischen Verarbeitungsproblemen, motorischen Entwicklungsproblemen und neurodivergenten Familien. Zudem wird die Verordnungsfähigkeit von Ergotherapie als GKV-Leistung dargestellt.

Stillen ist mehr als Ernährung – es ist eine komplexe Alltagshandlung, die physische, psychische, soziale und strukturelle Anforderungen an Mutter und Kind stellt. Für viele Menschen ist das Stillen mit Erwartungen, Rollenbildern und individuellen Zielen verknüpft. Strukturelle Einschränkungen  und Einschränkungen durch Krankheit oder Behinderung können diese Betätigung erschweren. Die Ergotherapie unterstützt dabei, Aktivitäten zu analysieren, anzupassen und so die Handlungsfähigkeit im Alltag zu sichern (Sponseller et al., 2021).

 

2. Ergotherapie: Definition und Zielsetzung

 

Ergotherapie ist eine klientenzentrierter Gesundheitsberuf. Ihr Ziel ist es, Menschen jeden Alters in die Lage zu versetzen, für sie bedeutungsvolle Betätigungen in Alltag, Beruf und Freizeit auszuführen. Grundlage ist die Analyse von Rollen, Routinen, Umweltfaktoren und persönlichen Ressourcen (GKV-Spitzenverband, 2024). Im Kontext des Stillens bedeutet das: Unterstützung der Stillenden in ihrer Rolle, Förderung der Selbstwirksamkeit, Anpassung von Rahmenbedingungen, Stärkung der Eltern-Kind-Interaktion und Unterstützung bei kindlichen Entwicklungsschritten.

 

3. Betätigung, Rollen und individuelle Ziele

 

Im ergotherapeutischen Prozess stehen die individuellen Ziele der Klientin im Zentrum. Instrumente wie das Canadian Occupational Performance Measure (COPM) oder Goal Attainment Scaling (GAS) ermöglichen, diese Ziele systematisch zu erheben und Erfolge sichtbar zu machen. So wird beispielsweise aus dem abstrakten Wunsch „Ich möchte mein Baby schmerzfrei stillen”, ein konkret messbares Therapieergebnis (Sponseller et al., 2021).

 

4. Ergotherapeutische Perspektive auf Stillen

 

Stillen kann als Co-Occupation beschrieben werden: Stillende und Kind sind gleichzeitig beteiligt, ihre Handlungen beeinflussen sich gegenseitig. Ergotherapeut:innen analysieren diese Betätigung unter folgenden Aspekten:

·       Aktivitätsanalyse: Welche motorischen, sensorischen und organisatorischen Anforderungen stellt das Stillen?

·       Rollen und Routinen: Wie integriert die Stillende das Stillen in ihren Alltag?

·       Umweltfaktoren: Welche physischen, sozialen, kulturellen und strukturellen Einflüsse wirken auf das Stillen ein?

 

5. Besondere Herausforderungen

5.1 Multiple Sklerose (MS)

Frauen mit MS sind durch Fatigue, motorische Einschränkungen und mögliche Schübe belastet. Ergotherapeutische Maßnahmen umfassen:

·       Hilfsmittelversorgung und Lagerungsmöglichkeiten (z. B. Stillkissen, stabilisierte Sitzsysteme)

·       Energiemanagement/Pacing (Battisti,2025)

·       Kompensationsstrategien für eingeschränkte Motorik

·       Kooperation mit Neurologie und Stillberatung (Sponseller et al., 2021).

5.2 Schlaganfall

Nach Schlaganfällen können Hemiparesen, Sensibilitätsstörungen und Fatigue auftreten. Ergotherapeut:innen unterstützen durch:

·       Training modifizierter Stilltechniken

·       Einsatz von Haltehilfen und Hilfsmittelversorgung, Lagerungsmöglichkeiten

·       Alltagstraining für sichere Versorgung des Kindes

5.3 Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS)

ME/CFS ist durch schwere Fatigue, Belastungsintoleranz (Post-Exertional Malaise), kognitive Einschränkungen und sensorische Überempfindlichkeiten geprägt. Stillen kann für betroffene Menschen eine enorme Herausforderung darstellen. Wichtige ergotherapeutische Ansätze sind:

·       Energiemanagement (Pacing): kurze Stillsequenzen, geplante Pausen, Tagesstrukturierung, Pulsmethode (Battisti; 2025)

·       Positionierung: Stillen im Liegen, Lagerungshilfen, körperliche Entlastung

·       Reizreduktion: ruhige, reizarme Umgebung

·       Alltagsanpassung: Delegation von Aufgaben, Nutzung von Milchpumpen, Einbindung von Helfenden

·       Interprofessionelle Zusammenarbeit: Koordination mit Ärzt:innen, Hebammen und Stillberaterinnen

 

Die NICE-Leitlinie zu ME/CFS (2021) betont die Bedeutung von Energiemanagement und Reizreduktion – Aspekte, die direkt auf das Stillen übertragbar sind. Auch wenn spezifische Studien zu ME/CFS und Stillen fehlen, zeigen klinische Erfahrung und Berichte die Notwendigkeit individuell angepasster Interventionen.

 

5.4. Postpartale Depression/Depression

Psychische Belastungen, Antriebslosigkeit und emotionale Dysregulation erschweren die Stillpraxis, den Alltag und die Interaktion mit dem Kind. Ergotherapeutische Maßnahmen umfassen:

·       Sturkturierung von Tagesabläufen

·       Unterstützung beim bedürfnisorientierten Begleiten von Kindern, Psychoedukation

·       Aufbau von Routinen und Entlastungsstrategien, Umfeldaktivierung, Hilfen

·       Förderung von Selbstwirksamkeit und Reccourcenstärkung

·       Elterncoaching zur Interaktion mit dem Kind (Sutton, 2024)

·       Zusammenarbeit mit Psychotherapie und Hebammen (Sponseller et al., 2021; Stiller, 2022)

 

5.5. Mental Load

Ein häufig übersehener Aspekt der Belastung stillender Eltern ist der Mental Load („unsichtbare Sorgearbeit“) sowie der Care Load, also die konkrete körperliche Versorgung von Kind und Haushalt. Lücke definiert den Mental-Load-Begriff u.a. in ihrem Mental-Load-Test, der Aufgaben danach unterscheidet, ob sie “gemacht werden“ oder ob man “dran denken muss“.

Studien zeigen, dass Eltern – insbesondere Mütter – in den Jahren rund um die Geburt nicht nur physisch stärker belastet sind, sondern auch durch mentale und emotionale Anforderungen deutlich mehr übernehmen, was sich auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirkt. (Asslmann 2022)

Ergotherapeutische Interventionen können hier ansetzen:

·       Mental Load und Care Load sichtbar zu machen

·       mit Eltern zusammen Aufgabenpakete zu identifizieren und aufzuteilen

·       Strukturen zur Entlastung zu gestalten und

·       Strategien zur Selbstfürsorge zu entwickeln.

Konkretes ergotherapeutisches Vorgehen am Beispiel Mental und Care-Load:

Dimension

Indikator / Frageinhalt

Mögliche Datenquelle / Methode

Bedeutung für Ergotherapie

Kognitive Hausarbeit (Mental Load)

Wer plant / denkt an: Arzt-Termine, Kinderkleidung, Einkauf, Planung der täglichen Mahlzeiten, Erinnerungen etc.

Fragebogen oder Test wie Mental-Load-Test / Selbstbericht; Interviews / Tagebuchmethode

Sichtbarmachen, wer wieviel davon trägt; Ansatzpunkt für Umverteilung; Entlastung durch organisatorische Hilfen

Physische Hausarbeit (Care Load)

Wer führt aus: Wickeln, Stillen, Kochen, Reinigung, Einkäufe

Beobachtung / Protokolle; Haushaltstagebuch

Ergotherapeutische Anleitung zur effizienteren Durchführung; Ressourcen / Hilfsmittel; Delegation

Stillstress / Still-Selbstwirksamkeit

Wie hoch ist der empfundene Stress beim Stillen? Gibt es Schmerzen? Wie sicher fühlt sich die Mutter in Bezug auf Stilltechniken und Stillunterstützung?

Validierte Skalen (z. B. Edinburgh Postnatal Depression Scale, Still-Selbstwirksamkeitsskalen) + qualitative Befragung

Interventionen zur Schmerzbewältigung, Stillberatung, psychosoziale Unterstützung, Aufbau von Sozialnetzwerken

Unterstützungsnetzwerk & Partnerschaftliche Teilung

Wie groß ist die Unterstützung durch Partner / Familie / Freunde? Wie wird Arbeit geteilt? Gibt es feste Vereinbarungen?

Fragebogen, Gespräch, Rollenverteilung im Haushalt sichtbar machen

Förderung der Kommunikation, Aushandlung von Aufgaben, praktische Tools: gemeinsame Kalender, Checklisten, Regelmeetings

 

5.6. Karpaltunnelsyndrom

‘Das Karpaltunnelsyndrom (KTS) ist die häufigste Neuropathie in der Schwangerschaft. In den meisten Fällen gehen die Beschwerden am Ende der Stillzeit zurück, wenn sich der Hormonhaushalt wieder normalisiert. Auch deshalb wird das schwangerschaftsassoziierte KTS meist nur in schweren Fällen oder wenn die Symptome nach der Geburt zunehmen, operativ behandelt.‘(Thieme, 2023)

Ergotherapeutische Maßnahmen umfassen in Überschneidung mit den physiotherapeutischen Maßnahmen (Waldner-Nilsson, 2009):

·       Anfertigung von Lagerungsschienen/Versorgung mit Orthesen

·       Gelenkschutzmaßnahmen und Hilfsmittelabgabe

·       Manuelle Techniken

·       Milde, lokale Kühlung

·       Sensibilitätstraining

·       Entlastungsmöglichkeiten im Alltag

·       Eigenübungsprogramm für zuhause

·       Wahrnehmung für eigene ungünstige Bewegungen zu schärfen

 

6. Entwicklung und sensorische Aspekte beim Kind

 

Stillen ist zugleich ein Entwicklungsprozess für das Kind. Ergotherapeut:innen bringen hier ihre Expertise zur kindlichen Entwicklung ein. Besonders bei Regulationsstörungen oder Problemen in der sensorischen Wahrnehmungsverarbeitung (z. B. Überempfindlichkeit, Schlaf- und Fütterungsprobleme) und bei Kindern mit Behinderung oder motorischen Einschränkungen können ergotherapeutische Strategien helfen (Nacke, 2005):

 

·       sensorische Modulation (angepasste Berührungs- und Beruhigungstechniken)

·       strukturierte Routinen

·       Handling

·       Einordnen von ‘normaler’ v.s. ‘verzögerter’ Entwicklung (motorisch/sensorisch, Interkation)

·       Elterncoaching zur Stresszeichen-Erkennung (Sutton, 2024)

 

Ein bedeutsamer Ansatz ist die Sensorische Integrationstherapie nach Ayres (ASI®). Diese geht davon aus, dass die Verarbeitung und Integration sensorischer Informationen (z. B. Berührung, Gleichgewicht, Körperwahrnehmung) entscheidend für die Entwicklung von Selbstregulation, Bindung und motorischen Fähigkeiten ist. Bei Kindern mit Regulationsstörungen oder sensorischer Über- bzw. Unterempfindlichkeit kann eine gezielte sensorische Förderung hilfreich sein. Dabei wird spielerisch eine Umgebung geschaffen, die dem Kind ermöglicht, seine Wahrnehmungserfahrungen aktiv zu ordnen und adaptive Reaktionen zu entwickeln. Für das Stillen kann dies bedeuten:

 

·       Unterstützung beim Finden sensorisch angenehmer Positionen für Stillende und Kind

·       Anpassung der Umgebung (Licht, Geräusche, Körperkontakt)

·       Förderung der oralen Motorik und des Saug-Schluck-Musters (Überschneidung zur Logopädie)

·       Beratung der Eltern im Umgang mit Modulationsschwierigkeiten (Schwierigkeiten bei der Interpretation und der Reaktion auf sensorische Reize) des Kindes

·       Beratung bei der Interaktion bei sogenannten ‘Schreibabys’ (Schirmer-Petri, 2018, Harms 2008)

 

Eine frühzeitige Unterstützung gemeinsam mit den Eltern bei Regulations- und Verarbeitungsproblemen kann die Eltern-Kind-Interaktion und die Entwicklung positiv beeinflussen (Georg, 2022, Ziegenhain 2020).

 

7. Neurodivergente Eltern und Kinder

 

Ein weiterer relevanter Aspekt in der Stillberatung ist die Unterstützung von neurodivergenten Eltern und Kindern, z. B. mit ADHS oder Autismus-Spektrum-Störung (ASS). Hierbei ist die ergotherapeutische Perspektive besonders wertvoll, da sie die individuellen Wahrnehmungs- und Verarbeitungsweisen berücksichtigt (Stiller, 2022, 2024):

·       Eltern mit ADHS profitieren von Strukturierungshilfen, Routinen und Energiemanagement. Unterstützung bei der Alltagsorganisation und Strategien gegen Reizüberflutung sind entscheidend.

·       Eltern im Autismus-Spektrum benötigen oft ein stillfreundliches, reizarmes Umfeld sowie klare, vorhersehbare Abläufe. Ergotherapeut:innen können dabei helfen, eine Umgebung zu gestalten, die Sicherheit und Komfort bietet. (Stiller, 2024)

·       Kinder mit neurodivergenter Entwicklung zeigen häufig besondere sensorische Profile (Bussu, 2025). Hier gilt es, individuell passende Stillpositionen, sensorische Anpassungen und gegebenenfalls alternative Fütterungsstrategien zu entwickeln.

·       Ein früher Stillbeginn wird mit weniger schweren ASD-Kernsymptomen in Verbindung gebracht, was darauf hindeutet, dass sich Stillen positiv bei Kindern mit ASD auswirken kann (Marwa, 2021) und daher gefördert und unterstützt  werden sollte.

·       Genny Stiller hat mit ihren Arbeiten zur neurodivergenzsensiblen Stillberatung aufgezeigt, dass die Kombination von Stillwissen und ergotherapeutischem Fachwissen essenziell ist, um Eltern und Kinder nachhaltig zu unterstützen (Stiller, 2022, 2024).

 

8. Interventionen im Überblick

 

·       Patientenaufklärung und direkte Intervention, Unterstützung der psychischen Gesundheit und das Verständnis des Stillens als Co-Occupation (Sutton, 2024)

·       Aktivitätsanalyse von Stillpositionen und -umgebungen

·       Anpassung und Einsatz von Hilfsmitteln

·       Energiemanagement, Fatigue-Strategien

·       Training von Handling- und Stilltechniken

·       Förderung und Edkuation der Eltern zur kindlichen Selbstregulation

·       Sensorische Integrationstherapie nach Ayres bei Regulationsproblemen

·       Neurodivergenzsensible Anpassungen für Eltern und Kinder mit ADHS oder ASS (Stiller, 2024)

·       Interprofessionelle Zusammenarbeit (Pitonyak, 2014)

 

 

9. Ergotherapie als GKV-Leistung

 

Ergotherapie ist in Deutschland ein verordnungsfähiges Heilmittel. Ärzt:innen können sie im Rahmen der Heilmittel-Richtlinien verschreiben. Damit stehen stillenden Menschen und gestillten Kindern mit entsprechenden Diagnosen mit Leistungen zur Verfügung, die durch die GKV getragen werden. Die Heilmittelverträge regeln Umfang, Abrechnung und Dokumentationspflichten (GKV-Spitzenverband, 2024).

Ergotherapeut:innen sind Teil multidisziplinärer Teams und unterstützen auch Säuglinge mit Schwierigkeiten beim Füttern und Essen, einschließlich Herausforderungen rund um den Beginn und die Aufrechterhaltung des Stillens und ihre Eltern. Ihre Rolle beim Stillen kann erweitert werden, wenn dieses nicht nur als Ernährungsform, sondern auch als Bestandteil des Gesundheitsmanagements und der Gesundheitserhaltung verstanden wird. In diesem Rahmen können Ergotherapeut:innen gezielt Klient:innen begleiten. Durch einen gesundheitsfördernden Ansatz sind sie zudem in der Lage, Umwelt- und Kontextfaktoren zu berücksichtigen, die das Stillen erschweren – auch bei grundsätzlich gesunden Bevölkerungsgruppen. (Pitonyak, 2014)

 

10. Evidenzlage

 

Studien zeigen, dass ergotherapeutische Programme das Erreichen von individuellen Zielen und das Wohlbefinden von Menschen beim Stillen verbessern können (Sponseller, 2021). Aktuelle Beiträge in der AOTA (2024) unterstreichen die Rolle der Ergotherapie in komplexen Stilldyaden.

Für sensorische Interventionen ist die Evidenzlage heterogen, weshalb eine individuelle Anpassung unerlässlich ist (Schaefen, 2007)). Für ME/CFS besteht Forschungsbedarf (NICE, 2021). Erste praxisorientierte Arbeiten zu neurodivergenten Eltern und Kindern bestätigen den Bedarf an spezialisierten, sensiblen Unterstützungsangeboten (Stiller, 2022).

 

11. Fazit und Empfehlungen

 

Ergotherapeutinnen können einen wichtigen Beitrag leisten, damit Menschen ihre Rolle als stillende oder stillende Person (Baby/Kleinkind) selbstbestimmt ausfüllen können – auch bei chronischer Krankheit, Behinderung oder Neurodivergenz.

Da Ergotherapeut:innen mit mehr klinischer Erfahrung im Stillbereich und Fachzertifizierungen laut Godsil häufiger Stillinterventionen durch führen erscheint mir ein Fokus auf die Weiterbildung von Ergotherapeut:innen in diesem Bereich sinnvoll, so kann auch das berufsübergreifende Bewusstsein von Ergotherapeut:innen und damit die Versorgung verbessert werden (Godsil, 2024)

 

Zentrale Empfehlungen:

·       klientenzentrierte Zielerhebung (COPM, GAS)

·       Anpassung von Umgebung und Betätigung

·       Energiemanagement und Reizreduktion bei Fatigue-Syndromen

·       Förderung kindlicher Entwicklung und sensorischer Regulation (inkl. SI-Therapie nach Ayres)

·       Neurodivergenzsensible Beratung für Eltern und Kinder

·       Nutzung der GKV-Verordnungsmöglichkeiten

·       enge interprofessionelle Zusammenarbeit

·       Weiterbildungsprogramme für Ergotherapeut:innen bezüglich des Stillens

 

Literatur

·       Asselmann, E., Garthus-Niegel, S., Knappe, S., Martini, J. (2022): „Physical and Mental Health Changes in the Five Years before and Five Years after Childbirth: A Population-Based Panel Study in First-Time Mothers and Fathers from Germany“. Journal of Affective Disorders

·       Battisti, A., & Lorenzen, H. (2025). Pacing 2.0 – Therapieprogramm für mehr Teilhabe und Wohlbefinden bei Post-Covid und ME/CFS. Schulz-Kirchner-Verlag.

·       Bussu G., Portugal A, Falck-Ytter T (2025) Different sensory dimensions in infancy are associated with separable etiological influences and with autistic traits in toddlerhood, J Child Psychol Psychiatry https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/40035145/

·       Godsil J., Jewell V. (2024) Occupational Therapists’ Perspectives on Breast and Chest-Feeding Interventions for Dyads with Medical Complexity: A Mixed Methods Study American Occupational Therapy Association

·       Georg A.K., Bark C., Wiehmann J., Taubner S. (2022) Frühkindliche Regulationsstörungen: Störungsbilder und Behandlungskonzepte Springer Naturlink

·       GKV-Spitzenverband. (2024). Vertrag über die Versorgung mit Ergotherapie nach §125a SGB V. Berlin: GKV-Spitzenverband. https://www.gkv-spitzenverband.de/krankenversicherung/ambulante_leistungen/heilmittel/125_ergo/125_ergotherapie.jsp

·       Gräwert, S. (2023). Karpaltunneldekompression in der Schwangerschaft und Stillzeit. Handchirurgie Scan, 12(3), 145–152. https://www.thieme-connect.de/media/10.1055-s-00023621/202304/lookinside/418_10-1055-a-2178-8895-1.jpg

·       Harms, T. (2008) Emotinelle Erste Hilfe, Psychosozialverlag

·       Hitz, D., & Felder, S. (2021). Körperliche Behinderung & Stillen? Interprofessioneller Betreuungsbedarf von Müttern mit einer körperlichen Behinderung beim Stillen. Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

·       Lücke J. Digitaler Mental Load Test Initiative Equalcare https://mental-load-test.org/

·       Marwa, S., Ahmed, M., El-Sayed, R., & Ibrahim, H. (2021). Breastfeeding and autism spectrum disorder: A cross-sectional study from Egypt. Department of Pediatrics, Neurology, 38(2), 112–120. file:///C:/Users/baerb/Downloads/13.BFandASD.pdf

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·       Schaefgen, R. (2007) Praxis der Sensorischen Integrationstherapie, Thieme

·       Sponseller, L., Leach, J., & Brady, S. (2021). Exploring the role of occupational therapy with mothers. American Journal of Occupational Therapy, 75(2), 7502205120. https://doi.org/10.5014/ajot.2021.043216

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